Vom 8. – 14.11.2015 zeigt Werner Kley im Provisorium Nürtingen eine Reihe grossformatiger Werke aus vier Jahrzehnten. „mehr Nichts geht“ ist der Titel dieser eindrucksvollen Ausstellung.
Im Untergeschoss der Stadthalle K3N, Heiligkreuzstrasse 4, 72622 Nürtingen
Vernissage: 8.11. 2015 (17 – 20 Uhr)
Ausstellung: 9.11. bis 13. 11.2015 (jeweils 17 – 20 Uhr)
Finissage: 14.11. 2015 (16 – 19.30 Uhr)
Hier einige Zitate aus dem Katalog:
Nachfolgendes ist inspiriert von Markus Gabriel und seinem unerwartet leichtfüßigen philosophischen Buch „Warum es die Welt nicht gibt“; dabei folgt Gabriel konsequent der 1879 von Gottlob Frege vorgelegten Formelsprache des reinen Denkens.
Als Begründer des Logizismus verbindet Frege die Arithmetik mit den Naturgesetzen. Er promoviert über geometrische Darstellungen der imaginären Gebilde in der Ebene. Gabriel erläutert dessen Einfluss auf B. Russell und L. Wittgenstein – und die Form des logischen Schließens in der Syllogistik des Aristoteles – von der er sich abgrenzt.
In dem zunächst einfachen Bild von der Kamera, die uns eine objektive Anschauung von der Welt geben kann, deutet sich die unglaubliche Dimension des Anspruchs an. Erst wenn sich diese Kamera in letzter Konsequenz selber fotografiert, sind alle Antinomien aufgehoben.
Ob es Gott gibt, ist keine Frage der Naturwissenschaften. Er kommt selbstverständlich im Universum nicht vor. Es gibt kein solches Weltganzes. Gabriel: „Die Religion nimmt die Einstellung einer maximalen Distanz ein. Anschließend kommt sie auf den Menschen zurück, der durch die Auseinandersetzung mit Gott auf das Wagnis der Geistesgeschichte eingegangen ist.“
Aus meiner Zeit als Grafiker ist Manches in Mappen gelandet, die z. Teil noch vorliegen. Das wird nicht mehr gezeigt. Überhaupt: In der Geste des Zeigens steckt notwendigerweise das Bemühen um Sinn, um Bedeutung. Das geht nicht anders, wenn es um die Bedeutung der jeweiligen Arbeit selbst geht.
In der Bildenden Kunst kommen dann immer noch Aspekte des Materials oder auch der Ausstellungssituation dazu. Allein schon die Haptik der Darstellung, z.B. des Farbauftrags, ist Botschaft – und damit alles andere als sinn-los. Das ist dem Künstler bewusst.
Er ist wesentlich mitverantwortlich für das Gelingen einer sinnstiftenden Kommunikation zwischen dem interessierten Betrachter und dem Gezeigten. Kunst stiftet dann Sinn, wenn sie uns mit der Ambivalenz von Sinn vertraut macht.
Der jeweilige Datenbestand sollte sich also voraussetzungslos erschließen lassen – und damit jedem Betrachter zumindest einen Gesprächseinstieg ermöglichen. Inhärente Bildinformationen entziehen sich dieser Funktion und entlassen das Konstrukt in die Niederungen der Geschwätzigkeit, ja des Kitsches.
Mit dem Ende meiner Arbeit als Kunsterzieher habe ich eine Reihe großformatiger Farbstiftzeichnungen (120 x 150 cm / 150 x 120 cm) unter dem Titel „mehr Nichts geht“ angelegt.
Auf inhaltlicher Ebene kann ein vom Betrachter zu leistender Einstieg auch über den Titel gelingen. Bei minimalem Einsatz grafischer Mittel knüpft dieser Schlüsselreiz ikonografisch überwiegend an der persönlichen, an der Alltagserfahrung an.
Aspekte / Gedankensplitter
Existenz: Um zu existieren, bedarf es – im Wortsinne – des „Hervortretens“ (aus einem Hintergrund).
Für Heidegger ist die Welt … der Bereich aller Bereiche
Existenz ist nur innerhalb eines Sinnfeldes möglich. Beispiel: Familie; aber auch die Kommunalwahl kann so ein Sinnfeld sein, aus dem man so schön hervortreten kann. Ontologie pur! (siehe auch: Markus Gabriel, Warum es die Welt nicht gibt)
Magrittes Gemälde ‚Ceci n’est pas une Pipe‘ / The Treason of Images: Die bildliche und die schriftliche Darstellung geben hier einander widersprechende Signale.
Wittgenstein meinte, Paradoxien ließen sich vermeiden, wenn man strenge Regeln für die Sinnhaftigkeit anlegt. Er selbst sprach prinzipiell nicht über Dinge, die nur gezeigt und nicht gesagt werden können. Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.
In der Philososphie hat das Paradoxe einen exakten Sinn. Für zwei einander widersprechende Aussagen gibt es gleich gute Beweise.
Werner Kley, August 2015